AUFGABE:


Viele neuartige Materialien halten Einzug in die Architektur. Sie verändern unser gebautes Umfeld und beeinflussen nach und nach unsere Wahrnehmung. Sie sollen aber vor allem konstruktiv, gestalterisch und nutzungsbezogen eingesetzt werden. Für die Lehre der Architektur sollte es deshalb unabdingbare Erfordernis sein, Lösungen über Verbindungen gleichartiger Elemente, wie auch jene mit anderen Materialien zu finden.

LEISTUNGSUMFANG:

In der ersten Phase dieses Workshops wird von den Studenten ein neues Material designed, das heißt ein stofflicher Prototyp eines neuartigen Materials wird in Zusammenarbeit mit den Gastdozenten entwickelt. In der zweiten Phase wird dieser Prototype an einen Ort angepasst, um im urbanen Kontext die Performance dieses Materials zu testen. Durch die Einpassung an den Ort wird das neue Material im Zusammenhang mit bestehenden Strukturen gebracht, das neue Material muss möglichst flexibel und Anpassungsfähig gestaltet sein. Es bleibt dem Studierenden überlassen, in wie weit er einen konkreten Einsatzort für die jeweilige Baulichkeit wählt, bzw. dem Objekt eine spezifische Nutzung zuweist. Thematisch betrachtet, werden keinerlei Beschränkungen vorgenommen. 


RESÜMEE


Die Entwürfe zum Thema „Softskin“ zeigen ein Design bzw. eine räumliche Struktur auf, wie es in dem gegenständlichem Entwurfsprojekt verlangt war. Die im Zuge des Entwicklungsvorganges definierten Standorte und Funktionen finden darum ihren Niederschlag in durchwegs unterschiedlichen Einsatzsituationen. Es wurden Temporäre Visionen ebenso ins Leben gerufen, wie tatsächlich begehbare Architekturobjekte. Allen Objekten gemeinsam ist jedoch die Auseinandersetzung mit den ästhetischen und oder strukturellen Gegebenheiten des vorgegebenen Werkstoffes. Alle Teilnehmer vollzogen  einen durchwegs individuellen Entwicklungsvorgang.




TEILNEHMER:


Sophie Wegmann - Gehäkelt aus einem Kabel 
Marie Schamböck - Bürohengst
Anne Riebort & Hannah Brade - Yellow Pillow
Claudia Arndt - Folds
Katharina Schaar - Enlightment
Leonie Henckell - Verkehrsverdreher





Sophie Wegmann - Gehäkelt aus einem Kabel 

Industriedesign / Angewandte Wien


Soft Skin als Möglichkeit aus der globalisierten Großstadt auszubrechen. Eine Haut die sich über die Umgebung stülpt und aus unbekannter Anonymität vertraute Gefühle erzeugt. Das Häkeln als Ausdruck von Tradition, Vertrautheit und Individualismus. Lokal verändert sich das Muster und gibt Auskunft über seine Tradition. Aus Interesse am Häkeln heraus, seine Bedeutung, Tradition und das Klischee der häkelnden Oma, ausgehend war die Idee es als Mechanismus für die Erzeugung einer modernen Struktur zu verwenden. Zuerst wurde der Versuch unternommen ein einzelnes Element zu definieren, dass durch aneinanderreihung zu einer Häkel Struktur wird. Doch diese Idee wurde verworfen, da es dem Prinzip des Häkeln widerspricht. Wichtig am Häkeln ist das es aus einem einzigen Faden entsteht und allein durch das Verschlingen zu etwas  drei dimensionalen wird. 

Um einen neuen Zugang herzustellen, war die Idee das weiche, warme, alt bekannte Material durch ein aktuelles  Material zu ersetzen. Durch Zufall wurde ein sehr langes braunes ddr Kupferkabel organisiert, welches zur Umsetzung der Idee verwendet wurde. Der Strom fließt durch die ganze Stäbchenhäkelei hindurch bis es dann eine einzige Glühbirne erleuchtet. Das Verhäkelte Material ist recht schwer und steif. Es macht aus einem losen Kabel ein ganzes. 
Es wird zum Struktur zum Material, zur Strommatte, gehäkelter Strom













Anne Riebort & Hannah Brade - Yellow Pillow
Gestaltung und Design / Fachhochschule Wismar 

Die gelbe Mülltüte ist ein Auffangbecken für unseren Alltagsmüll. Wir haben sie zweckentfremdet und mit Luft gefüllt. In einer sechsschichtigen Wellpappenkonstruktion mit runden Öffnungen eingefügt, bilden sie eine luftige und pralle Haut. Wie viele spitze Airbags oder riesige Getreideähren durchdringen sie in regelmäßiger Anordnung die Pappenwand. Diese Durchdringung lässt Tageslicht durch-schimmern, so dass beim Vorbeigehen einzelne Pillows leuchten und vorbeigehende Passanten eine „Jahrmarktstimmung“ erzeugen. 

Reizvoll erscheint uns die Vielfältigkeit der Verwendung. Auf dem Weg von einer bestimmten Funktion zu der angestrebten Multifunktionalität, verwendeten wir die Säcke als Kissen, Unterlage, Windschutz, Regenschutz, Decke und Rucksack. Der Prototyp besteht aus vorgefertigten Yellow Pillows, die jedoch ganz einfach durch das Lösen des Gummis zu anderen Zwecken genutzt werden können.






Marie Schamböck - Bürohengst
Architektur / TU Wien  

Aus der Ausgangsidee, eine Softskin als etwas Zusammengefügtes, unendlich erweiterbares, flexibles zu interpretieren wurden versuche abgeleitet, anpassungsbefähigte einzelgegenstände (baumwollschnur, gummiband) ineinander zu verweben um ein geflecht entstehen zu lassen, welches all die eigenschaften vereint, die einer funktionierenden softskin abzuverlangensind. die gewöhnlicheren materialien stießen witterungsbedingt rasch an ihre belastungsgrenzen – was der genauen betrachtung eines neuen bagatellisierten materials förderlich war: let me introduce you to my paper clip. die schale büroklammer erwies sich als gestalterisch unterschätzter drauf-gänger. mittels eines quadratisches verknüpfungssystems wurde aus 4.050 grobsteifen einzel- teilen somit eine skin, ein schmiegsames netz. durch die gleichsam uneingeschränkte formbarkeit, die spontane fügung, das unverhofft weiche wesen der klammern, die sich selbst einstellende dichte und lichte der verwobenen struktur nimmt das netz eine poetische form an, die dem unbeherrschten fließen eines stromes oder dem mühelosen fall eines vorhangs ähnelt. unberührt liegend verwandelt sich das netz in gesetzlose wirrnis, system nicht erkennbar, erst bei intervention (heben, ziehen) entfaltet es sich mühelos. das klammernnetz stellt eine multiple vielheit dar, derer einzelteile sich trotz verknüpfung gesondert bewegen können, sie bewegen sich gleichzeitig und kollektiv, was nach dem zufallsprinzip zahlreiche interessante formbildung erschafft. urban protective skin / privatheit schaffendes element netz kann als spontane mobile abgrenzung genützt werden, zur kurzfristigen aneignung von öffentlichem raum, privatisierung von nieschen, schutzbildende abtrennung,alternativ auch als tragbare dachkonstruktion, mittels mannigfaltiger materalien ergänzt oder regendicht gemacht open notice board im öffentlichen raum installiert bietet die entstehende ausdehnung kraft ihrer klammern eine öffentliche mitteilungsfläche aufbewahrungsmög-lichkeit zum beutel geformt kann das netz träger eines wertobjektes sein, für den persönlichen mobilen gerbauch oder auch als fix montierte zwischenablage (zb. unter la’s highways) kleidungsstück.












Claudia Arndt - Folds
Industrie Design / FH Magdeburg

Soft Skin beschreibt für mich eine weiche Oberflächenstruktur,  eine Haut die sich flexibel an ihre Umgebung anpasst. In diesem Projekt habe ich aber nicht die stofflichen Eigenschaft „weich“ in dem Mittelpunkt gestellt, sondern mich auf die Anpassung des Materials an seine Umgebung konzentriert. Die „Falttasche“ ist sehr leicht, lässt sich problemlos zusammenschieben und mit Hilfe einer Stange oder eines Harkens überall hinhängen bzw. befestigen. Bei Bedarf ist weiterhin eine individuelle, flexible Kombination aus mehreren Taschen denkbar. Durch diese Flexibilität sowie Mobilität in der Benutzung und Handhabung des Objektes kann sie sich sehr gut in das tägliche Leben der Menschen einfügen. Als  Container für private Sachen, Lebensmittel etc. bietet sie Schutz und Sicherheit. Probleme dass die Lebensmittel auf dem Boden liegen oder aber das Obdachlose ihr Eigentum besser verstauen können, können so gelöst werden. So ist es denkbar, die FOLDS nicht nur in den herkömmlichen Dimensionen einer Tasche zu gebrauchen, sondern z.B. in einer Größe von ca. 3 bis 5 m mitten in der Stadt zu installieren. Das Faltprinzip der kleinen Taschen sowie der überdimensionalen Wandinstallation der FOLDS basiert ausschließlich auf der Falttechnik des Ziehharmonikaprinzips. Die Bereitstellung und der Gebrauch dieser „Taschen“ könnten auf unterschiedlichen Wege erfolgen z.B. angehängt an einer Wand und damit u.a. das Stadtbild prägen. Das verwendete Material sollte aus der unmittelbaren Umgebung kommen und unter ökologischen sowie ökonomischen Gesichtspunkten ausgewählt werden.

Als Material für die Umsetzung des Modells habe ich mich für Papier entschieden, da es sich sehr gut falten lässt und nicht zu steif ist. Das verwendete Material wird aus alten Zeitungen bereitgestellt und weiterverarbeitet.  Durch das zusammenleimen mehrerer Papierschichten erhält das Papier eine gewisse Stabilität, behält aber gleichzeitig seine Flexibilität. Die Verknüpfung der Falttaschen wäre mit Hilfe unterschiedlichster Objekte denkbar: Knöpfe, Laschen, Ösen. In meinem Modellbau eigneten sich die Ösen am Besten dafür. Am Ende entschied ich mich doch dafür diese wegzulassen, da sie der Einfachheit des Materials und der Herstellungstechnik widersprechen.

 









Katharina Schaar - Enlightment
Theater- und Filmwissenschaften / Universität Wien

Material:
- 2 Stahlbetonquader (30 cm x30 cm)
- 8 Glühbirnen in Fassung und schwarzem Kabel


Perfomance und Funktion:
Die Glühbirne ist in Beton gegossen und somit vor widrigen Umwelteinflüssen geschützt. Gleichzeitig lässt sie sich nicht auswechseln, dass heißt wenn sie erlischt, dann für immer.













Leonie Henckell - Verkehrsverdreher
Gestaltung und Design / Hochschule Wismar  

Als Poller benennt man im Straßenverkehr kleine Pfeiler aus Metall, Holz oder Beton. Sie werden eingebaut, um das Befahren oder Zuparken von Bereichen wie Gehwegen, Radwegen oder Fußgängerzonen zu verhindern. Durch das Verhüllen oder Verkleiden dieser Sperren bzw. Abgrenzungen wird ein Teil dieses Öffentlichen Raumes vom starren in einen weichen Zustand überführt.